Weihnachtskind
Bei einem Meter Schnee als Weihnachtskind geboren, war mir gleich klar, dass dies ein kontrastreiches Leben würde. Ich entschied zu leben und zwar erstmal bei meiner französischen Mutter. Und auch mal bei der Großmutter in Paris.Ein weiterer Umzug führte uns nach Wien (Stiefvaterland). Eine Stadt voller Pferdeäpfel, in der die wenigen Grünflächen mittels „Rasen betreten verboten“-Schilder für Dackel (die alle Waldi hießen) und deren Bedürfnisverrichtung reserviert sind. Im Sommer staubige Luft, und stehende Hitze und schwitzende Menschen in der überfüllten U-Bahn; im Winter nasser Asphalt, vorbeihastende Lodenmäntel und die verlockenden Gerüche heißer Maroni.
Und die bohrende Frage, warum bei uns gegenüber so viele verlassene Weihnachtsmannkutschen ohne Weihnachtsmänner vor dem Heurigen stehen.
Ein trostloser, verwirrender Anblick. Ich trage vorsichtig mein Cello vorbei.
Zwischendurch natürlich immer wieder Frankreich (Mutterland), wo man sich gut benehmen muss und mit vielen anderen Enkelkindern zusammen gekleidet wird wie im 19. Jahrhundert, dafür aber das beste Essen der Welt bekommt und an den Strand darf. Ich liebe diese Sprache die so sehr nach Musik klingt.
Als Jugendliche verpflanzte mich meine sorgende Mutter wieder nach Süddeutschland (Vaterland), in der Hoffnung, dass ich dort gerader und vor allem langsamer wachsen würde. So erlernte ich nach Französisch und Wienerisch auch noch Hochdeutsch (echt)– womit das Grundrüstzeug für die heutige Zusammensetzung meines Chansonprogramms beisammen wäre: drei Sprachen, viel erlebt und viel Lieb' im Leib, um davon zu singen.
Natürlich wurde an dieser Grundausbildung noch gefeilt. Den Großteil der Erziehungsarbeit übernahm mein Sohn, welcher seit 1991 mein Leben bereichert. Der Rest setzt sich zusammen aus einigen therapeutischen Ausbildungen (ein absolutes Must-have, wenn man in Wien aufgewachsen ist) und last but not least einem Schauspielstudium. (Dipl.Kunsttherapie/Fachrichtung Schauspiel)
Nach einigen turbulenten und überfüllten Jahren wurde das beschauliche Künstlerdörfchen Fischerhude eine Zeit lang meine "Leihmat", und seit Anfang 2013 bin ich nun glückliche Neubremerin.
Von hier aus bereise ich die Welt und freue mich, mit meinen Chansonprogrammen ein Instrument gefunden zu haben, auf welchem ich meine Liebe zum Leben und zu allem Menschlichen mit Talent, Humor und Verspieltheit zum Klingen bringen kann.